Weit oben im Geäst spreizt eine Krähe ihr Gefieder asymmetrisch, schüttelt und reinigt es mit ihrem Schnabel. Sie wendet dafür ihren Kopf weit hin und her. Ich glaube, dass sie mit ihren Schnabelspitze an jede Stelle ihres Federkleides gelangt.
Im Atelier habe ich das zweite Relief grob fertig modelliert. Morgen kann ich an die Feinheiten gehen und dann danach die Form bauen. Parallel dazu stelle ich das vierte Exemplar des ersten Reliefs her und setze neues Pappmache an. Die Produktion läuft.
Der letzte Spaziergang im vergangenen Jahr führte uns am südlichen Mainufer entlang bis zur Eisenbahnbrücke, die wir überquerten. Die Ganze Zeit hat man die riesige Glasfassade der Doppeltürme der neuen Europäischen Zentralbank vor sich. In ihr spiegeln sich die Häuser des gegenüberliegenden Ufers und der Horizont in einer erstaunlichen Schräglage. Ein ungewohntes und etwas verstörendes Bild eines optischen Phänomens.
Wir sahen uns gestern am Silvesterabend Fotos unserer letzten Indienreise an und waren neu erstaunt über die Motive aus den Tempeln, die wir in Tamil Nadu besichtigten. Rituelle Handlungen in Verbindung mit Heiligenfiguren deren Patina eine lange Geschichte ihrer Anrufung bezeugt. In der Tempelarchitektur verändern sich, trotz strenger Bauvorschriften die Stile durch die Zeiten hindurch. Wir vergleichen das mit unseren Epochen, entdecken durchaus romanische bis barocke Anklänge. In der Stuckatur, die über die Granitfiguren gespachtelt ist und der dazugehörigen Malerei, meint man sogar Rokoko zu erkennen. So saßen wir still staunend bis zur Silvesterknallerei.