Gothic | Kreislaufrelief

Am dritten Relief habe ich im Atelier weiter modelliert. Manchmal fühle ich mich angesichts der Technik ins neunzehnte Jahrhundert zurückversetzt. Dabei denke ich an die Fragmente von Rodin und an die Strukturen des aufgetragenen Tons. Noch vor unserer Reise möchte ich diese Arbeit abgegossen, bzw. die Form fertig haben.

Immer noch trennt sich der Abguss zu schwer von der zweiten Form. Mit dem Trennmittel muss ich sorgfältiger umgehen, es unbedingt ganz durchtrocknen lassen. Ungeduld führt zu langwierigen Reparaturen und unbefriedigenden Ergebnissen. Bei der Arbeit an den großen Reliefs Zweitausendzehn hatte ich keine dieser Probleme. Allerdings benutzte ich die Filzpappe nicht im zermahlenen Zustand als Brei sondern in Lagen. Die Abbildungsqualität ist jetzt allerdings besser. Dennoch gibt es noch einiges auszuprobieren. Aber das zweite Relief, das Kreislaufrelief existiert nun schon in zwei Exemplaren.

Der Nachmittag im Atelier war kurz, weil wir uns vorgenommen hatten, noch die aktuelle Sonderausstellung „Schwarze Romantik“ im Städelmuseum anzuschauen. Nur in wenigen Ausnahmen hatte die ausgestellten Bilder etwas mit mir zutun. Zwischen den dick aufgetragenen Sujets kam ich mir wie in einem Gothic-Club vor. Entsprechend tätowierte, in dunkel Mäntel gehüllte, mit schweren Ketten und Stachelarmbändern ausgestattete Besucher konnte man passenderweise auch sichten. Manchmal dachte ich an die Popularkultur der Phantasy – Filmproduktionen und ihre Plakate, die mir schon im Stadtbild auf die Nerven gehen. Carl Blechen und Caspar David Friedrich hatten rücksichtsvollerweise einen eigenen Raum, was aber die Zumutung nicht vollends wettmachen konnte.

Nach der Ausstellung saßen wir noch im Städelcafe, wovon man einen schönen Blick auf die erleuchtete Skyline hat. Vorher erholten wir uns im Beckmannraum der ständigen Ausstellung und brachten uns wieder auf das Normalmaß visueller Betätigung.