Gekreuzte Finger

Wegen des wochenlangen stetigen Ostwindes ist es kaum bemerkenswert, dass heute Flugtag ist, die Maschinen also über uns hinweg starten. Wie oft habe ich das Wort „Flugtag“ schon hingeschrieben? Als ließe sich dadurch eine Linderung, eine Ruhe herbei beschwören.

Unsere zwei Ringeltauben sitzen etwas zerrupft in den Ästen, putzen sich immerhin und scheinen zuwarten.

Krishnababy zeigt auf:

„As long there`s sun“, aus dem Song „Where Are We Now“ von David Bowie.

Das Verlorensein im offenen Berliner Raum. Niemand, der die Mauer nicht kennt, kann das nachvollziehen. Für alle Fälle kreuzen wir immer noch die Finger, wenn wir die „Grenze“ überqueren, als wären wir in einem Fluchttunnel unter dem Todesstreifen. Die Leeren Flächen mitten in der Stadt, Wachtürme, Panzersperren und die blendend weiße Mauer am Potsdamer Platz. Die Erinnerungsniveaus schieben sich ineinander. Neunzehnhundertsechsundsiebzig wäre uns die Vorstellung, dass täglich achtlos abertausende Menschen auf Brücken über die Grenzspree gehen, absurd vorgekommen. Aus meinen Erinnerungen lässt sich die Mauer nicht herausfiltern.

So spazieren wir mit den Toten, führen sie aus