Fotos

Die vergilbten kleinen Fotos mit den Zackenrändern sortiere ich manchmal um. Sie stehen neben mir hintereinander in Kopfhöhe vor den Büchern im Regal, ganz hinten in meinem künstlich erleuchteten Arbeitsalkoven. Einschulung, Kinderspiel, kein Asphalt, unverstellte Landschaft und kleine alte Häuser, barocke Wirtschaftsgebäude des Klosters Gerode. Verkleidungen, mal als Tiroler, mal Clown oder vor dem Weihnachtsbaum mit Modellflugzeugen meines Polizeionkels und Abschnittsbevollmächtigten Horst, dessen schweren Revolver ich schon mal in der Hand halten durfte.

Die Modellierarbeit am ersten Rechteck des Väterreliefs beginnt sich in den täglichen Rhythmus einzugliedern. Meine Geschicklichkeit nimmt zu. Aber die disziplinierte Konzentration der handwerklichen Kleinmotorik gelingt noch nicht den ganzen Tag über. Die einzelnen Scherben des zersplitterten Doppelportraits sind unterschiedlich groß. Außerdem sind ihre Binnenstrukturen, die Stadtplänen ähneln, auch in ihrer verschachtelten Dichte verschieden. Eine lange, unaufgeregte Arbeitsstrecke liegt vor mir.

Hier in meiner Rückzugswelt entdecke ich kleinere Materialien, Fundstücke auf dem Boden, wie beispielsweise die Feder einer hölzernen Wäscheklammer. Während das Holz schon reichlich verwittert und nur noch unvollständig vorhanden ist, scheint die Metallspirale rostfrei verzinkt zu sein. Mir geht eine „nutzbringende“ Anwendung durch den Kopf. Irgendwann wird sie ihre Funktion zwischen den Schlingpflanzen, Muschelketten oder Kleininstallationen gefunden haben.