Die derzeitige Tuschmalerei, die abstrakte Elemente auf das Relief Nummer 11 bringt, löst die gegenständlichen Erinnerungen aus, Figuren-Raum-Erinnerungen. Ähnlich bin ich bei der Wandmalerei in der Kaschemme vorgegangen und habe mich damit drei Monate wohl gefühlt. Es ist auch jetzt so, dass diese Arbeitsweise einen Schub auslöst, der aus der Neugier kommt, was in dieser Weise noch alles entstehen wird. Weil mich das ganz und gar beschäftigt, sehe ich bei der Bearbeitung von Rolle 8 einer Pause entgegen.
Das Relief steht zur Beobachtung auf der Staffelei und ist ein Magnet für mich, der mich in Gravitationsschwüngen darum herum kreisen lässt. Die Wege führen um den Zeichentisch, durch das offene Rolltor und das Gärtchen, in dem sich die Eidechsen aufwärmen. Amseln graben meine Blumenbeete um, baden im Seerosenbottich und lassen mich nahe an sich heran.
Parallel zu der Lektüre von Aleida Assmanns Intervention zur Erinnerungskultur, denke ich über die Folgen der medialen Aufarbeitung der Nazigeschichte im Fernsehen der DDR nach. Sie hat bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Die Abzählreime der Kindheit verflochten sich mit den Appellen von KZ Insassen, bei denen abgezählt wurde, um jeden 3. zu erschießen. Aufgaben, denen ich als Kind nicht gewachsen war, waren in meiner rückwärtigen Erwartung immer mit dem Tod bedroht. Die zeitliche und strukturelle Nähe meiner gesellschaftlichen Umgebung zum Naziregime ahnte ich offensichtlich. Der Jugendwerkhof als Konzentrationspunkt für Erinnerung.