Oh ja, ich habe Lust auf diese kraftvolle Malerei, die auf diesem großen Format von mir erzählt. Die Schwarzen Linien stechen aus dem lasierenden Weiß heraus und drängen die Farbkreise langsam immer mehr in die Ferne. Ich gebe einer gewissen Rücksichtslosigkeit Raum, die mit den letzten Jahren aufräumt. Es herrscht Malwut.
Am Morgen, in der Sonne auf dem Balkon, las ich im zweiten Erinnerungsbuch von Aleida Assmann. Jeder Satz sprach mich auf eine Weise an, als könne er sofort in neue große Malereiformate umgemünzt werden. Dabei denke ich an die Totenbücher, die aus den Überlagerungen und Fragmentierungen der Väterportraits erstanden sind.
Was nehme ich mir aus den Zwischenräumen der Generationssprünge, das für mein gegenwärtiges Überleben notwendig ist? Der konstruierten Kollektiverinnerung in der DDR steht meine eigene Erinnerungskonstruktion gegenüber. Womit verbindet sie mich innerhalb der Umgebungen, die mir wieder andere Entwürfe zueignen wollen. Die aufsteigenden Gefühle meiner Jungpionierzeit sind von einer Machtlosigkeit dominiert. Einengung, Drill, Angst, Gehorsam und Wunschverdrängung. Vor dem Aufbegehren sollte ich in der Masse aufgehen. Das führte mich logisch in das folgenreiche Individualexperiment eines Künstlerlebens.
Mirós Großformate gestern in der Schirn ließen mich kalt. Zu oft sah ich die Reproduktionen als Fehlstellen des respektvollen Umgangs mit künstlerischer Arbeit.