Regenspaziergang am Main, Vogelschwärme bewohnen die Ufer. Die Wildgänse sind schon fast Haustiere. Mövenwolken flogen die spiralförmigen Formationen, die ich vor dreißig Jahren an der Elbe zeichnete. Es gab bei Gauernitz eine Insel, zu der man bei Niedrigwasser über einen diagonal zur Strömung verlaufenden Damm laufen konnte. Auf ihr ragte aus wildem Unterholz eine Kastanienallee, die auf ein Rondell zulief, in dem ein kleiner, alter Pavillon stand. Die Anlage ist gewiss von den ehemaligen Besitzern des Gauernitzer Schlosses als eine Art Lustgarten geschaffen worden.
Ich zeichnete damals alles, was ich sah, überall wo ich ging, saß oder stand. Vieles davon habe ich dann im Frühjahr 1984 in einem großen Feuer im Garten verbrannt. Mitsamt einem Tisch gingen etwa tausend Zeichnungen in den Flammen auf. Sie galten als Kulturgut der Deutschen Demokratischen Republik und hätten bei einem Umzug in den Westen verzollt werden müssen. Ich konnte mir meine eigenen Zeichnungen nicht leisten. Auch war nach der überraschenden Benachrichtigung, dass man ausreisen könne, Eile geboten.
Das Ufer der Elbe war damals von den stark schwankenden Wasserständen und andererseits von all dem ungeklärten Unrat geprägt, den sie mit sich führte. Der Fluss stank.
Im Tagebuch von 1978 las ich, dass ich damals mit dem Bau meines Ateliers beschäftigt war, Sauerkirschen zur Weinherstellung stahl und meine Tochter windelte. Die künstlerische Arbeit war vielfältig – Steinskulpturen, Grafik, Zeichnungen, Aquarelle und Ölmalerei. Im Tagebuch befinden sich eingeklebte Skizzen von Gesträuchen, ein Selbstporträt und Entwürfe für Holzschnitte oder für Malerei.