Der „Cold Water Blues“, über den ich gestern noch mal mit Gerd sprach, besteht in erster Linie aus der Geschichte seiner Inspiration:
Du steigst aus der Rikscha und weißt nicht, zum wievielten Mal dein Hemd durchgeschwitzt ist, weißt nicht, wie du unter der senkrechten Sonne diese flimmernde staubige Straße bis an den Rand des Dschungels zurücklegen sollst, in dem du die Ruine vermutest, wegen der du dich auf den Weg gemacht hast, die aber jetzt hinter der Absperrung so weit entfernt scheint. Der Grund dafür sind auch die unzähligen Menschen, die dir etwas zum Kauf anbieten. Ständig steht dir jemand mit einem T-Shirt im Weg, auf den Die Umrisslinie dessen abgebildet ist, das du dir im Original anschauen wolltest. Vor dem wedelnden Lappen in der Hitze stehst du da, wie ein Stier, während sich eine Frau mit einem Glöckchen davor schiebt, dessen Klang dich an alle großen, kleinen, eisernen, silbernen und bronzenen Glocken erinnert, die du je gehört hast, und in dieses Gebimmel singt ein Blinder, begleitet von einem Beinamputierten, der ein mit Stöckchen anzuschlagendes Saiteninstrument spielt, einen verstörend fremden Song, währen geflochtene Fischlein an Spielzeugangeln im schwülen Luftaquarium vor dir herumschwimmen, dir Freundschaftsbändchen angeboten werden, die irgendwann von alleine von deinem Handgelenk fallen sollten. Im Lärm der anschwellenden Hitze verlierst du die Orientierung, weißt nicht mehr, warum du eigentlich hier bist, worauf dich ein T-Shirt mit seinem Aufdruck wieder erinnert, und du spürst, wie dir langsam Hörner wachsen, wie dir die Zunge am Gaumen klebt, wie der verdorrter Körper nicht mehr weiter weiß. Dann aber bietet dir jemand das einzige, was in diesem Moment helfen kann an:
„Cold Water, Sir! One Dollar, Sir! “