Clockwork Orange

Tag der Befreiung“ – so wurde drei Jahrzehnte meines Lebens dieser Tag benannt. Ein staatlich verordneter Erinnerungsraum für den Sieg der ruhmreichen Sowjetarmee über den Hitlerfaschismus.

Jetzt im offenen Tor im Atelier, zurück von der „Susebank“ im Taunus mit dem Blick über die Wiese, durch das noch zarte Grün der Waldrandbüsche in das dunkle Unterholz des ansteigenden Hanges. Suse davor als weiße Umrissfigur der vergangenen Woche, als Fehlstelle.

Im Bockenheimer Depot sahen wir gestern eine Bühnenfassung des Romans „Clockwork Orange“ von Anthony Burgess vom Anfang der Sechzigerjahre. Christopher Rüping hat die Fassung und die sehr bemerkenswerte Regie gemacht. Das Grundthema der menschlichen Wahlmöglichkeiten dominierte das Bühnengeschehen und den Umgang mit dem Publikum. Wenn Sekt und Häppchen gereicht werden, kann jeder entscheiden ob er das im Angesicht der dargebotenen Grausamkeiten eines Gewalttäters verzehren will. Als Höhepunkt wird der geschundene und blutende Körper des Mörders durch den Zuschauersaal getragen und das Publikum wird aufgefordert, ihn zu schlagen. Jemand tut es auch, nach den Häppchen. Die streng regulierten Arbeitnehmer aus den Bürotürmen finden hier ihr Gleichgewicht. Für diesen Event bekommt das Team vom verrohten, aber auch vom anderen Teil des Publikums einen herzlichen Applaus.

Mit Wut male ich mein Großformat zu. Die bedrohlichen schwarzen Verbindungslinien zwischen meinem Portrait und den wilden Tieren der Savanne, stehen vor dem blendenden Weiß des Vergessens, das notwendig in eine Wendung der Arbeit führt, die allein auf mich zielt.