„Mitten wir im Leben sind / Bach 6 Cellosuiten“ hieß der Tanzabend von Anna Teresa De Keersmaeker, den wir gestern im Mousonturm sahen. Die Cellosuiten wurden auf der Bühne an verschiedenen sehr sorgfältig ausgewählten Stellen von Jean Guihen Queyras gespielt. Seine gefühlvolle Interpretation ging sehr auf den Tanz ein, der manchmal die Komposition illustrierte, sich aber zum richtigen Zeitpunkt auch von ihr entfernte und ihr vorausging.
Auf dem Tanzboden waren Kreise aufgezeichnet, von deren Schnittpunkten geometrische Figuren (Sterne) ausgingen. Die Arbeitsweise erinnerte mich in mehreren Ebenen an meine Verdichtungen und Überlagerungen auf den Transparentpapierrollen und vor allem an meine derzeitigen Buchmalereien. So konnte ich die zwei Stunden, verbunden mit dem Geschehen, intensiv mitgehen.
Wir waren glücklich nach einer langen Durststrecke wieder richtigen Tanz gesehen zu haben. Es ließe sich noch viel über die reifen Antworten der Choreografie auf die Musik und ihre Konstruktion sagen, über die Wiederholungen, die immer auch Variationen sind, über den Wechsel der Führung zwischen Tanz und Cellospiel und über das Musizieren des großartigen Solisten überhaupt.
Für die Ausstellung im Architekturmuseum sind gestern Prototypen von Transparentpapierstreifen entstanden, die im Raum hängen sollen. Ihre Gestalt wird immer konkreter und spielt ebenfalls mit den Variationen für Linienstrukturen.