Blue Jasmine | Zersplitterung | Elektroschock

Der Vorhang des Kinos fing gestern Abend lange meinen Blick. Eine altmodisch changierende Beleuchtung – wieso überhaupt ein Vorhang – ah, es handelt sich ja um ein Lichttheater – Lichttheaterspiele hieß das in den Sechzigern, in denen bei den „Drei Musketieren“ an der Kinokasse und beim Einlass gedrängelt wurde.

Gestern viel Bequemlichkeit in Zweisitzern, viel Beinfreiheit in dem ebenso bequemen Woody-Allen-Film „Blue Jasmine“. Die Nuancen der Derangiertheit mit der Kate Blanchet einen Abstieg durchspielt, und wie die Zeitebenen von Regisseur gegengeschnitten werden, ist großartig gemacht. Am Ende blitzt eine Verlorenheit der Hauptfigur auf, die einen Schimmer von Lebensgefahr durchscheinen lässt. Das geht einem im Sofa zu Herzen, lässt aber den Film nicht harmlos ins Vergessen gleiten.

1965 in Newport löste Bob Dylan mit einer Fender Stratocaster bei den Folkfans den „Elektroschock“ aus. So eine liegt nun im Karton auf dem Schrank.

Gleich nach der Förderantragsarbeit am Zwangsarbeitergedenken, machte ich mich gestern zur Baustelle auf, um an den Rändern der Baugrube weiter zu graben. Es deckt sich eine vielfältige Sachlage auf. Die Emotionalität der Zersplitterung von Wohnhäusern, Parfumflakons, Porzellantassen, Baukeramik, verbogenen Metalls, geschmolzener Glasscherben und verbogener Aluminiumtopfdeckel umschreibt das allgemeine Leid und dessen vordergründige Sinnlosigkeit. Das aber bildet nur den Rahmen dessen, was zu beschreiben ist.