Ateliersonntag gestern. Ich zeichnete die ersten Umrisse des Scherbengerichtes IV. Das geschieht, indem ich die Splitter einzeln in einer Dreierreihe und in regelmäßigen Abständen auf eine gesonderte Transparentpapierrolle zeichne. Diese lange Dreierreihe ist dann die Grundlage für die nächste Überlagerungssequenz auf Rolle 6. Diese zwei Vorgänge werde ich hoffentlich Mittwoch abschließen können. Dann kann ich mit den Einzelblättern beginnen. Dieser Schritt dient mir zunächst dafür, die Einzelscherben mit ihren neuen Binnenzeichnungen in einer Weise weiterzuentwickeln, dass die Linien gleichmäßiger und die Muster dadurch klarer werden. Wie sich das dann auf das erneute Zusammensetzen der Scherben zu dem Doppelportrait auswirkt, werde ich sehen.
Gestern hatte ich die Gelegenheit das Projekt mit knappen Worten jemandem zu erklären, der es noch gar nicht kennt. Dabei fiel mir auf, dass das Konzept und seine Folgerungen nun deutlicher hervortreten. Alle Aspekte der Erinnerung, die damit zusammenhängen, weisen über das Familiäre hinaus in die Zusammenhänge allgemeiner Übereinkünfte oder Konflikte, die aus dem Erleben ganzer Gesellschaften entstanden sind.
Immer öfter treten innerhalb der Buchmalereien Achsen auf, um die herum sich die Gravitationsschwünge gruppieren. Das Kreisen der Erinnerungen schafft bei jeder neuen Umrundung eine Veränderung der Verhältnisse. Sie entstehen durch Verwischungen und dann folgenden Wiederholungen von Bewegungen auf denselben Bahnen, auf denen die wechselnden Farben laufen. Der Dreiklang, den der Austausch von Motiven und Handballenabdrücken unter den drei täglichen Malereien erzeugt, schafft die nächste Dimension. Sie öffnet sich zu den Scherbengerichten.