Mit destilliertem Wasser verdünne ich die Tinte, mit der ich schreibe. Die Papierqualität der Bücher, in denen sich das handschriftliche Arbeitstagebuch mit den Zeichnungen befindet, hat nachgelassen. Die zarten Zeichnungen sollen nicht von den Rückseiten her in Mitleidenschaft gezogen werden.
In letzter Zeit entwickelt sich der Dienstag zu dem langen Arbeitstag, den ich ganz für mich habe. Meistens gehe ich montags früh schlafen und wache dann am nächsten Morgen entsprechen zeitig auf. So erlebe ich am Schreibtisch derzeit die vollständige Dämmerung, während sich der Raum noch in der Fensterscheibe spiegelt.
Nachdem ich im Atelier die Stein- und Muschelketten an die Mittelsäule gehängt habe, nahm ich mir die Umrisszeichnungen der Scherbe aus dem Bombardierungsschutt vor. Die zu einer Komposition zusammengefügten und mit einem Dreiecksgitternetz verbundenen Silhouetten füllte ich mit den musikalischen Mustern der Zeltersequenz, fügte dem Spreng- und Brandbombengrauen also die paradiesische Schönheit der Musik hinzu. Vielleicht könnte sich die Zeltersequenz auch zu einer brutalen Konzentration steigern. Ich brach die Arbeit aber vorher ab.
Greifbar rückt mein sechzigster Geburtstag heran. Numerisch bin ich nun endgültig alt. Dem zu folgen, was von einem in diesem Alter erwartet wird, ist manchmal nicht so leicht. Eher wandere ich in meinen Lebensaltern umher, und manchmal in der Schwere einer Müdigkeit, bin ich ihnen voraus. Mein Glück ist es, dass ich mit jungen Menschen zutun habe. Dann, wenn das Echo der reichen Naivität ihres Alters in mir widerhallt, kann ich ihr Vertrauen erwerben.