Abwesenheit des Konkreten

Auch in den gestrigen Buchmalereien spielte die Holzgravur der NYC – Zeichnung eine Rolle. Teile des Motivs boten die Struktur für Frottagen, die ich mit den Aquarellstiften anfertigte. In mehreren Farbschichten schoben sich die Strahlen der Licht-, Wärme und Lärmquellen übereinander. Diese deutliche Konkretheit der Linien wurde dann von einer verwischten Wasserspur zurückgenommen. Deutliche Umrisse werden auf diese Weise immer wieder zugunsten des Vagen in den Hintergrund verlagert. Dieser Vorgang wiederholt sich täglich, findet aber auch in anderen Techniken seine Entsprechungen. Lineare Tuschzeichnungen die immer wieder leicht versetzt übereinander gezeichnet werden, verzehren sich irgendwann selbst. Die Schwärze, die sie aufnimmt ist aber nicht opak. Und beim genauen Hinsehen erscheinen die ursprünglichen Umrisse wieder. Der Haken dabei ist nur, dass niemand außer mir, genau hinschaut. Sollte ich dafür doch sorgen müssen?

Konsequent wäre, das ganze Werk verschwinden zu lassen, so wie ich im Frühjahr von 1984 tausend Zeichnungen mitsamt dem Tisch, auf dem sie lagen, verbrannte. Anne hat mir die Geschichte, die sie sehr geprägt hat, vor kurzem wieder erzählt.

Die Unwiederbringlichkeit dieser Arbeit, wertet aber die Blätter, die übrig geblieben sind auf. Größere Bereiche der Theaterzeichnungen haben die damalige Ausreise aus der DDR überstanden. Vieles, was ich in den Proben zu „Woyzeck“, „Dantons Tod“ oder während der Nibelungenproben gezeichnet habe, existiert noch in meinen Schubläden.